Projektionen als Weg zum Selbst-Verständnis

Im Rahmen des Holistic Scout sind wir bereits auf unsere Intuition und auf Spiegelungsübungen gestoßen. Dabei begegnen wir auch dem Begriff der Projektion. 

Der Begriff der Projektion wurde anfänglich von Sigmund Freud (1856-1939), dem Begründer der Psychoanalyse, geprägt.  

Er beschrieb damit einen Abwehrmechanismus, die eigenen Gefühle, die als unangenehm empfunden werden, in das Unterbewusste zu verdrängen. Das können Gefühle sein wie zum Beispiel Angst, Scham oder Wut. Anschließend werden diese Gefühle bei anderen als unangenehm erlebt. Der Vorgang, die verdrängten Aspekte bei anderen wahrzunehmen, wird als Projektion bezeichnet und führt unter Umständen zu Abwertungen von anderen.  

In einem Beispiel hat eine Person Angst davor, als unwissend zu gelten. Sie nutzt deshalb jede Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Menschen, die eher stiller sind, sind dieser Person ein Dorn im Auge. Hier wird die eigene Angst repräsentiert, nichts zu sagen zu haben. Dass dieser Mensch schweigt, um innerlich die Themen in aller Tiefe abzuwägen, wird nicht als Option erkannt.  

Wenn bestimmte Zuschreibungen gegenüber anderen Menschen reflexhaft passieren und sich der eigene Ärger darüber häufiger wiederholt ist es wahrscheinlich, dass es sich um eine Projektion handelt. Hier wird gegen die eigenen unbewussten Gefühle gekämpft. Doch dies wird erfolgreich verdrängt.  

Auch Carl Gustav Jung, ein langjähriger Wegbegleiter Freuds, hat sich mit Projektion beschäftigt. Für ihn stellen Projektionen den besten Zugang zum eigenen Unbewussten dar, denn die dort enthaltenen Inhalte, die über Verdrängtes hinaus gehen, werden auf die Außenwelt und dort als Eigenschaften auf andere Personen übertragen und damit sichtbar. Über Projektionen sind wir aus seiner Sicht in der Lage, unser Selbst zu erkunden und uns weiterzuentwickeln. Wir erkunden damit nicht nur die Schattenseiten, sondern auch die eigenen Wünsche, Bedürfnisse oder Werte, die wir anderen Menschen zuschreiben.  

Stellen wir uns an dieser Stelle ebenfalls ein Beispiel vor: Eine Person ist vollauf damit zufrieden, dass das eigene Leben in geordneten und aufgeräumten Bahnen verläuft. An anderen Menschen fällt der Person jedoch immer wieder auf, wenn diese ehrgeizig ihre Ziele verfolgen und sich dadurch weiterentwickeln. Hier könnte eine Sehnsucht des Selbst bestehen, das eigene Leben um diese Perspektive zu erweitern. 

Im Rahmen der Holistic Journey entdecken wir die eine oder andere Projektion in aufmerksamer Auseinandersetzung mit unseren eigenen Zuschreibungen gegenüber anderen. Wir fragen uns dann, weshalb wir bestimmte Eigenschaften ablehnen oder lieben und welche Wünsche, Bedürfnisse und Werte damit einhergehen. Wenn wir uns selbst besser verstanden haben, können wir über uns hinauswachsen, und darüber hinaus anderen offener gegenübertreten.  

In der Auseinandersetzung mit unseren Projektionen liegt damit eine Chance, unser professionelles Verständnis für Andere weiterzuentwickeln und unsere Rollen als Führungskraft oder Beratende in der Arbeitswelt mit größerer Bewusstheit auszuüben.

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