Wie kam es zur Holistic Journey?
Das Jahr 2020 hat wohl bei uns allen viele Vorhaben durcheinandergebracht. Auch Studierende hat dies in unterschiedlicher Weise getroffen. Viele haben bereits im Sommersemester 2020 ihre Praktikumsplätze und oft zugleich ihr (kleines) Einkommen zur Finanzierung ihres Studiums verloren. Selbst große Konzerne haben ihren Praktikant*innen mit Bezug auf die Pandemie gekündigt. Die verlorengegangene Praktikumsvergütung konnte nicht durch die üblichen Studentenjobs in der Gastronomie und ähnlichem aufgefangen werden. Und ohne Praktikum dazustehen bedrohte den Fortgang des Studiums.
Eine Gruppe Studierender der Hochschule für Technik in Stuttgart, Fachbereich Wirtschaftspsychologie, präsentierte online im Rahmen einer Semesterarbeit das Thema systemische Beratung. In der anschließenden Diskussion bekundeten viele Studierende großes Interesse an einer fundierten systemischen Ausbildung. Jedoch sind die Kosten dafür für Studierende und Alumni in den ersten Berufsjahren kaum aufzubringen. Auch Arbeitgebende dürften nur selten bereit sein in den ersten Jahren so viel für die Qualifizierung einzelner Mitarbeiter*innen zu investieren.
Diese Situation hat mich dazu angeregt, über Lösungen nachzudenken, die über die Zeit der Pandemie hinausreichen. So war es der Impuls, ein Curriculum für eine systemisch-integrale Professionalisierung aufzubauen, und dabei Studierenden Möglichkeiten für Praktika, Bachelorarbeiten und Masterarbeiten anzubieten. Außerdem sollten Studierende und Alumni in den ersten Berufsjahren zu erschwinglichen Konditionen an dem Curriculum teilnehmen können. Und Studierende, die am Aufbau des Curriculums teilnehmen, würden einen zusätzlichen Preisnachlass bekommen.
Mit dieser Idee ging ich mit mehreren Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Wirtschaftspsychologie der Hochschule für Technik in Stuttgart, an der auch ich lehre, ins Gespräch. Ebenso teilte ich diese Gedanken mit Geschäftspartner*innen, welche ebenfalls eine enge Verbindung zu den Hochschulen pflegen. Und schließlich diskutierte ich in den Mittagspausen diese Idee im Rahmen eines Seminars, welches ich im Juli 2020 in Freiburg durchführte, mit einigen Teilnehmern – darunter auch Studierende und Alumni der Universität Freiburg.
Am 09. September 2020 war es schließlich so weit, dass wir uns als Kerngruppe zum ersten Mal zusammenfanden, um zu klären, ob und wenn ja, wie wir zusammenarbeiten wollen, welche Erwartungen jede*r Einzelne mitbringt und was unsere Beiträge sein könnten.
Danach ging es Schlag auf Schlag: Die Kooperationen mit den verbundenen Hochschulen/Universitäten wurden geklärt, Arbeitsplattformen eingerichtet, Praktikant*innen, Bacheloranden und Masteranden eingebunden, etc. Natürlich können wir aufgrund unserer beruflichen und wissenschaftlichen Arbeit, sowie umfassender Erfahrung eine Menge an Wissen, Erfahrung und Unternehmergeist einbringen, wodurch der inhaltliche Rahmen bald abgesteckt war.
Und heute können wir die Holistic Journey – ein Curriculum zur systemisch-integralen Professionalisierung – anbieten, das wissenschaftlich fundiert ist, wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird, das persönlich und emotional anspricht und zur Weiterentwicklung einlädt. Ein Konzept, das sowohl Wissenschaft, Lehre, Beratung und Wirtschaft als auch Studierende, Alumni und erfahrene Personen unterschiedlicher Organisationsebenen in Dialog bringt, vernetzt und verbindet.
Was gab uns die Kraft, diese Holistic Journey aufzubauen?
Ganz einfach. Der Sinn, den wir darin sehen. Und weil wir glauben, dass unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft und jedes Individuum für die Zukunft Kompetenzen braucht, die in weiten Teilen unseres Bildungssystems bisher nicht (genügend) gefördert werden. Als Menschheit stehen wir vor großen Herausforderungen. Wir können diese meistern, wenn wir lernen anders zu sehen, anders zu denken und schließlich anders zu handeln.
Welchen Beitrag wollen wir damit leisten?
Mit der Holistic Journey leisten wir einen wesentlichen gesellschaftlichen Beitrag für die Zukunft der Menschheit. Wir befinden uns mitten in einem historischen Abschnitt, in dem in wesentlich kürzerer Zeit wesentlich größere Veränderungen stattfinden als beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Auch wenn viele noch nach dem EINEN großen Hebel suchen, mit dem alles auf Zukunft gestellt werden kann, so bringen wir uns ein, indem wir mit vielen unspektakulären Interventionen Menschen ihren Sinn finden lassen.
Organisationen, Unternehmen und die Gesellschaften können sich nur weiterentwickeln, wenn sich deren Individuen weiterentwickeln. Dadurch können sie Unternehmen und die Gesellschaft für die Zukunft formen. Das verstehen wir als unseren Beitrag.
Im März 2021, Eberhard Gaißert