ein paar Begriffe

systemisch

… die eher praktische Erklärung (systemisch)

Das Adjektiv systemisch zu erklären ist etwas anspruchsvoller. Hierfür müssen mehrere Perspektiven eingenommen werden.

Zum einen bedeutet systemisch die Fähigkeit das Wesen von Systemen wahrnehmen und unterscheiden zu können. So haben lebende Systeme, wie eine Familie, ein Team, eine Gesellschaft oder ein Ökosystem ein völlig anderes Wesen wie beispielsweise ein Computersystem. Will man an Systemen etwas verändern braucht es Herangehensweisen, die dem Wesen des Systems entsprechen.

Systemisch bedeutet auch, ein System als Ganzes in den Blick zu nehmen und sich von direkten Ursache- Wirkungszusammenhängen lösen zu können. Wenn beispielsweise ein Patient zum Arzt geht, weil er Rückenschmerzen hat und der Arzt würde ihm lediglich eine Spritze geben oder Schmerzmittel verordnen, so wäre das nicht systemisch. Würde der Arzt jedoch die Lebensbedingungen des Patienten erkunden, um daraus seine Behandlung abzuleiten, so hätte das etwas Systemisches. Denn der Patient würde nicht nur als eine in sich abgeschlossene Einheit betrachtet, sondern als Teil eines größeren Ganzen.

Systemisch bedeutet sich bewusst zu sein, dass man über komplexe Systeme nicht alles wissen kann. Insbesondere sind auch lebende Systeme komplex. Das heißt, dass man sich mit Wissensfragmenten begnügen muss. Und man weiß, dass viele Zusammenhänge und Wirkungsweisen im Verborgenen und oftmals Unterbewussten liegen.

Systemisch beinhaltet auch das Wissen um fraktale Strukturen, wie Ähnlichkeiten, Analogien, Parallelprozesse, etc. So können möglicherweise Lösungsmuster aus anderen Fraktalen übertragen werden.

Systeme neigen dazu sich selbst ständig auszubalancieren, um den Status quo beizubehalten. Systemische Interventionen sind deshalb so angelegt, dass das System selbst nicht mehr in der Lage ist, diese Intervention auszugleichen. Somit muss zwangsweise ein neuer Zustand hergestellt werden. Dazu muss sich der Intervenierende natürlich ein ausreichendes Verständnis für das System verschaffen.

Systemisch bedeutet auch, sich bewusst zu sein, dass sich unser Denken und Handeln an übernommenen oder selbst konstruierten Wirklichkeiten orientiert. Aussagen, wie „so ist es“ deuten auf aus- und eingeprägte Wirklichkeitskonstruktionen hin.

Systemisch bedeutet aufzuspüren, welche Blockaden in einem System, dessen Entfaltung und Weiterentwicklung verhindern.

… die eher wissenschaftliche Erklärung (systemisch)

Systemisch wird durch bestimmte Haltungen und Annahmen gekennzeichnet. Dabei ist das „Systemische“ an sich kein trennscharfes, fixiertes Konstrukt. Theoretische Grundlagen und gedankliche Wurzeln finden sich vor allem in der Systemtheorie, der Kybernetik, der Chaos- und Kreativitätsforschung (Ellebracht et al., 2018) sowie dem Konstruktivismus und dem Humanismus (Kutz, 2020). Da sich die Theorien je nach Vertretern und Richtungen in ihren Aussagen und Schwerpunkten unterscheiden ist die folgende Kurzübersicht nicht als vollständig anzusehen.

Systemtheorie
Die Systemtheorie als solche gibt es nicht, sie wurde von unterschiedlichen Vordenkern wie Watzlawick oder Luhmann geprägt (Kutz, 2020) und versucht mit ihren Ideen die Funktionsweise von (sozialen) Systemen zu beschreiben. Wichtige Punkte aus der soziologisch geprägten Systemtheorie beziehen sich unter anderem auf die Selbsterhaltung eines Systems sowie die Kommunikation und Interaktion in Systemen, die diese maßgeblich definieren. Dabei stehen die Elemente eines Systems in Austausch miteinander und lassen sich von ihrer Umgebung sowie anderen Systemen abgrenzen. Soziale Systeme entscheiden dabei selbst wer Teil des Systems ist und was dieses kennzeichnet (Ellebracht et al., 2018; König & Volmer, 2018). Mit dieser Abgrenzung erhält sich das System selbst und reagiert zunächst auf Anregungen von außen ablehnend, um das Gleichgewicht zu erhalten (Kutz, 2020). Organisationen können hierbei als solche sozialen Systeme verstanden werden.

Kybernetik
Die Kybernetik beschäftigt sich mit der Frage wie (technische) Systeme gesteuert werden können. Dabei wird zwischen Kybernetik 1. Ordnung und Kybernetik 2. Ordnung unterschieden. Während sich die Kybernetik 1. Ordnung auf die Wechselwirkungen innerhalb eines Systems fokussiert, ergänzt die Kybernetik 2. Ordnung die Betrachtung um den Beobachter. Dieser kann das System alleine durch Beobachtung, aber auch durch Interventionen beeinflussen (Kutz, 2020). Damit sind Beraterinnen und Berater im Coachingkontext selbst als Teil des Systems zu sehen und können dieses beeinflussen.

Chaos- und Kreativitätsforschung
Eine Aussage der Chaostheorie besteht darin, dass es ohne Chaos keine Veränderung in Systemen geben kann, es braucht also eine gewisse Phase der Verunsicherung, um Veränderungen zu erreichen und einen neuen Zustand zu etablieren (Ellebracht et al., 2018). Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass gewisse Unsicherheiten im Veränderungsprozess notwendig sind, um zu neuen Mustern zu gelangen.

Konstruktivismus
Ergänzungen zu Luhmann und den Annahmen zu sozialen Systemen, finden sich im Konstruktivismus. Dabei werden die Mitglieder einer Organisation als Elemente des Systems gesehen. Dies impliziert, dass Interventionen hauptsächlich an den Handlungen, beziehungsweise der Kommunikation im System anzusetzen haben (König & Volmer, 2018). Da der soziale Konstruktivismus zusätzlich davon ausgeht, dass jeder Einzelne seine Realität durch subjektive Konstrukte konstruiert, dienen Dialog und Kommunikation dazu, Wirklichkeit zu schaffen und sind damit essentiell für die Veränderung (Kutz, 2020).

Humanistisches Menschenbild
Der Grundgedanke des Humanismus ist, dass der Mensch die Fähigkeit hat, sich selbst zu entwickeln. Diese Entwicklung wird oftmals durch Unterschiede im eigenen Selbstkonzept und den Erfahrungen, die die Veränderung aus dem Menschen heraus generieren können, geleitet. Für die Beratung bedeutet dies, dass systemische Beraterinnen und Berater nicht versuchen von außen den Einzelnen oder die Organisation zu verändern, sondern die selbstständige Weiterentwicklung ermöglichen wollen (König & Volmer, 2019). Die Veränderung muss dabei in der Person selbst geschehen, da davon ausgegangen wird, dass der Klient selbst Experte für die eigene Situation ist (Kutz, 2020). Dabei können Wertschätzung und Empathie das individuelle Wachstum unterstützen und sollten dem Klienten von der beratenden Person entgegengebracht werden (König & Volmer, 2019).

integral

… die eher praktische Erklärung (integral)

Um das Adjektiv integral zu erklären ist es nützlich, sich zuvor mit dem Begriff systemisch ein wenig vertraut gemacht zu haben.

Der Begriff integral kann im Sinne einer über das Systemische hinausreichende Komplexitätsebene verstanden werden, wobei eine trennscharfe Abgrenzung zum Systemischen nur teilweise möglich ist.

Während im Systemischen Systeme voneinander und zueinander abgegrenzt werden, betrachtet man im Integralen diese Grenzen als lediglich fiktiv.

Im Integralen ist man sich bewusst, dass jeder erzeugte Output etwas nützen sollte. Wie das zu verstehen ist lehrt uns die Ökologie. Beispielsweise ist der Output einer Kuh eben nicht nur Milch, sondern u. a. auch der Kuhdreck. Dieser dient als Dünger für den Boden und damit zum Nutzen für weiteres Leben. Das bedeutet, das Denken und Handeln im integralen Sinn bezieht „alle“ Outputs mit der Frage ein: Wie dienen diese dem größeren Ganzen.

Jetzt machen wir gedanklich von der Kuh mit ihrem Umfeld einen großen Sprung und denken über unseren Planeten Erde hinaus. So stellen wir fest, dass dieser Planet ohne das Sonnensystem, in dem er sich befindet, nicht – oder zumindest nicht in dieser Form – existieren könnte. Und das Sonnensystem befindet sich in einer der unzähligen Galaxien, die auch aufeinander angewiesen sind. Nur „eingebettet“ in dieses von uns Menschen noch nicht durchdrungenen unendlichen Universums ist es möglich, dass wir Menschen auf unserem Planeten Erde leben können.

Nun bezieht sich das Integrale nicht nur auf das zuvor beschriebene Materiegebundene. Die Frage, woher kommen diese völlig neuen und zuvor noch nicht gedachten Ideen, die wir manchmal Geistesblitze nennen, wird mit unterschiedlichsten Ansätzen, die neben unserer kognitiven Intelligenz auch die emotionelle Intelligenz, die physische Intelligenz und weitere einbezieht, exploriert und erforscht.

Der integrale Raum hat viele Dimensionen und erscheint unendlich groß. Und darin liegt die Gefahr, dass esoterische Strömungen, okkultische und metaphysische Lehren sowie Geheimlehren, die nur einem eingeweihten Kreis zugänglich sind, sich unter dem Begriff des Integralen darstellen.

… die eher wissenschaftliche Erklärung (integral)

Integral ist wie systemisch durch bestimmte Haltungen und Annahmen gekennzeichnet. Dabei ist auch das „Integrale“ an sich kein trennscharfes, fixiertes Konstrukt. Theoretische Grundlagen und gedankliche Wurzeln finden sich vor allem in Ergänzungen zum Systemischen, wie der Evolutionstheorie, dem Holismus, der Quantentheorie, dem Strukturalismus und einem umfassenden Intelligenzbegriff. Folgende Kurzübersicht ist nicht als vollständig anzusehen, da sich die Aussagen und Schwerpunkte je nach Vertretern und Richtungen unterscheiden.

Evolutionstheorie
Evolutionstheorien sind naturgemäß jeweils ein Produkt der Zeit ihrer Entstehung und spiegeln die jeweiligen Erkenntnisse, die Faktenlage und die wissenschaftlichen Herangehensweisen der Zeit wider. Die ersten Ansätze bezogen sich auf die wissenschaftliche und in sich stimmige Beschreibung der Entstehung und Veränderung biologischer Einheiten, speziell der Arten, als Ergebnis der organismischen Evolution, d. h. eines Entwicklungsprozesses im Laufe der Erdgeschichte, der mit der Entstehung des Lebens einsetzte und weiterhin andauert. Nachfolgend entstanden weitere Evolutionstheorien, die sich mit der Entwicklung von Kulturen und Gesellschaften sowie der menschlichen Bewusstseinsentwicklung im Laufe der Menschheitsgeschichte befassen.

Holismus
Der Holismus begründet sich in der Vorstellung, dass natürliche Systeme und ihre Eigenschaften als Ganzes und nicht nur als Zusammensetzung ihrer Teile zu betrachten sind. Der Holismus vertritt die Auffassung, dass ein System nicht vollständig aus dem Zusammenwirken aller seiner Einzelteile verstanden werden kann, und dass die Bestimmung der Einzelteile von ihrer funktionalen Rolle im Ganzen abhängig ist.

Quantentheorie
Die Quantentheorie wird heute als die theoretische Grundlage der modernen Physik verstanden. Mit ihr wird das natürliche Verhalten von Materie und Energie auf atomarer und subatomarer Ebene erklärt. Im Wechselspiel von Materie auf subatomarer Ebene (Quanten) und Energie (Strahlen, Wellen) liegt ein weites Forschungsfeld, in dem Erklärungen für Kommunikationsphänomene unter allen Lebewesen und besonders auch unter Menschen gesucht werden. Weshalb sind Systemaufstellungsformate wirksam? Wie kann es sein, dass Menschen trotz sehr großer physischer Distanz die Empfindungen des anderen zeitgleich wahrnehmen? Wie kann durch eine kollektive konzentrierte Fokussierung auf lebendige Systeme deren Verhalten beeinflusst werden? Mit den Erkenntnissen, vor allem aus der Quantenphysik, wird versucht die Antworten auf diese Fragen aus dem Mystischen herauszuführen.

Strukturalismus
Strukturalismus ist ein Sammelbegriff für interdisziplinäre Methoden und auch Forschungsprogramme, die Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme untersuchen. Es gibt keinen einheitlichen Strukturalismus, sondern nur strukturalistische Grundannahmen, die in den verschiedenen Strukturalismen immer wieder produktiv werden und vom System-Charakter der Struktur ausgehen: Die Struktur bedingt die Funktionalität der Teile im Verbund einer Ganzheit. Der Strukturalismus behauptet einen logischen Vorrang des Ganzen gegenüber den Teilen und versucht, einen internen Zusammenhang von Phänomenen als Struktur zu fassen. Strukturen organisieren formal und inhaltsleer die Wirklichkeit. Sie sind gegenüber den einzelnen strukturierten Elementen und konkreten Subjekten unabhängig.

Umfassender Intelligenzbegriff
Intelligenz ist in der Psychologie ein Sammelbegriff für die kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit. Der Begriff bezeichnet vor allem die Fähigkeit, die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems einzusetzen. Da einzelne kognitive Fähigkeiten unterschiedlich stark ausgeprägt sein können und keine Einigkeit besteht, wie diese zu bestimmen und zu unterscheiden sind, gibt es keine allgemeingültige Definition der Intelligenz. Neben dieser oftmals als kognitive Intelligenz bezeichneten Intelligenz wurden weitere Intelligenzdimensionen eingeführt, wenngleich diese unterschiedliche Akzeptanz erfahren. Zu diesen Intelligenzdimensionen zählen die emotionelle Intelligenz, die physische Intelligenz, die spirituelle Intelligenz sowie die kollektive Intelligenz (Wir-Intelligenz, Schwarm-Intelligenz) und zunehmend die künstliche Intelligenz.

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