Das U des VUKA

Inzwischen ist VUKA (volatil – unsicher – komplex – ambivalent) ein weithin eingeführter Begriff, der in aller Kürze den Zustand eines Systems, einer Gesellschaft oder unserer heutigen Lebensbedingungen anhand von vier Merkmalen einigermaßen umfassend beschreiben soll.

Es ist hilfreich, ein System anhand seiner Eigenschaften einschätzen und charakterisieren zu können. Entscheidend ist es jedoch Kompetenzen zu besitzen oder diese zu entwickeln, um in VUKA-Systemen handlungsfähig zu bleiben, um verantwortungsvoll und wirksam agieren zu können.

In diesem Beitrag wollen wir uns dem Merkmal U = unsicher zuwenden.

Allzu gerne sind wir dazu geneigt einen Zustand der Unsicherheit möglichst schnell zu verlassen. Nicht selten bedeutet dies eine reflexhafte Rückkehr in einen alten und bekannten Zustand, selbst dann, wenn dieser unangenehm und belastend für uns ist.

Meist ist der Begriff unsicher negativ konnotiert. Das Synonym offen hingegen, löst ganz andere Empfindungen in uns aus, eine Perspektive der Möglichkeiten. So kann Unsicherheit auch als Ausgangspunkt für viele Chancen, für etwas Neues begriffen werden.

Gerne erinnere ich mich an die Zeit als unsere Kinder noch klein waren. Im Alter von etwa ein bis drei Jahren liebten sie es, von einem Erwachsenen in die Luft geworfen und wieder aufgefangen zu werden – je höher, desto schöner. Ihre Lust, dieses immer und immer wieder zu erleben, war unbändig – ein tiefer und intensiver Genuss der Unsicherheit. Sie haben dies nicht mit Gefahr assoziiert. Sie haben in die Fähigkeit der Erwachsenen uneingeschränkt vertraut.

All die von uns so sehr bewunderten Lernschritte unserer Kinder begannen mit der Lust am Unsicheren und dem Darüber-Hinausgehen. Hierfür braucht es Mut, der uns als Kindern eine enorme Lernkurve bescherte. Misserfolge steckten wir dabei gut weg. Als wir älter wurden und immer häufiger die Erfahrung machten, dass Misserfolge von unserem Umfeld als schlecht bezeichnet und uns als Fehler angerechnet wurden, umso mehr verloren wir die Lust an der Unsicherheit.

Doch in einer VUKA-Welt, einem System, das unter anderem durch Unsicherheit gekennzeichnet ist, ist die Kompetenz, uns in dieser Unsicherheit zu bewegen und darin handlungsfähig zu bleiben, entscheidend – ja, lebensnotwendig.

Während der Holistic Journey werden wir vor manche Mutprobe gestellt. Das erleben wir unter anderem in Arbeitsformaten, wie zum Beispiel der Spiegelung, die von uns den Mut verlangt, unsere gut trainierten kognitiven Fähigkeiten loszulassen und uns auf bisher meist weniger trainierte intuitive Fähigkeiten zu verlassen. Da wir uns im geschützten Rahmen unserer „Reisegruppe“ bewegen, bleiben die Risiken äußerst gering. Die erfahrenen Unsicherheiten werden während der nachfolgenden Reflexionen aufgegriffen und bearbeitet.

Das Wahrnehmen dieser Unsicherheit, verbunden mit der Erfahrung, wie wir diese bewerten, wird uns in neuen VUKA-U-Situationen helfen: Indem wir den unsicheren Zustand leichter identifizieren und wir unsere Verhaltensweisen in dem Zusammenhang bereits kennen, kann die Chancenbewertung schneller in Gang kommen. Auf diese Weise werden unsere Kompetenzen für die VUKA-Welt erweitert und auf eine breitere Basis gestellt.

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